170.000 – 160.000 – 100.000 – das waren die höchsten Zuschläge der Künker Sommer-Auktion. Und alle drei Lose kamen aus Russland. Nicht, dass es nicht in anderen Bereichen ebenfalls große Seltenheiten gegeben hätte! Die 6.183 Lose waren mit 5,8 Mio. Euro geschätzt gewesen, der Gesamtzuschlag summierte sich auf 9,6 Mio. Euro.
Datum/Zeit
16.06.2013 - 20.06.2013
22:00
Veranstaltungsort
Testplatz Stuttgart
Kategorien
Auktion 232-235
Russische Raritäten zu Höchstpreisen
Zwei Medaillen und ein Orden als die teuersten Objekte der Künker Sommer Auktion mit den Katalogen 232 bis 235, das war ungewöhnlich. Aber immerhin handelte es sich um sehr seltene Stücke aus einem seit rund einem Jahrzehnt hoch gehandelten Gebiet: Russland beweist wieder einmal, dass seine Spezialsammler bereit sind, fast jeden Preis zu zahlen, wenn ein Stück herausragend erhalten und selten ist.
6370: Russland. Alexander III., 1881-1894. Goldmedaillon 1894 von P. Stadnitsky auf seinen Tod. Diakov 1093.1. Von größter Seltenheit. Fast Stempelglanz. Schätzung: 50.000 Euro. Zuschlag: 170.000 Euro.
Die große Goldmedaille mit einem Durchmesser von 81,5 mm und einem Gewicht von 402 g, die anlässlich des Todes Alexanders III. ausgegeben wurde, erinnert an einen Mann, der sich durch persönliche Integrität und politische Unbeweglichkeit auszeichnete. Das äußerst seltene Stück in fast Stempelglanz wurde nach einem heftigen Bietergefecht mit 170.000 Euro zugeschlagen (Schätzung: 50.000 Euro).
6319: Russland. Alexander II., 1855-1881. Goldmedaillon 1881 von V. Alexeev und A. Griliches auf seinen Tod. Diakov 881.1. Von größter Seltenheit. Fast Stempelglanz. Schätzung: 60.000 Euro. Zuschlag: 100.000 Euro.
Der Vorgänger Alexanders III., Alexander II., war 1881 als Opfer von Terroristen ums Leben gekommen, und zwar beim fünften Anschlag, der auf ihn verübt wurde. Dabei hatte Alexander II. einst hoffnungsvoll angefangen: Seine Befreiung der Leibeigenen und die Einschränkung der Zensur hatte der russischen Fortschrittsbewegung großen Aufschwung gegeben. Die Medaille, die an seinen Tod erinnert, kletterte von ihrer Schätzung mit 60.000 Euro auf 100.000 Euro.
8803: Russland. Kaiserlicher und Königlicher Orden vom Weißen Adler. Schätzung: 40.000 Euro. Zuschlag: 160.000 Euro.
Selbst für die Kenner überraschend war der Zuschlag für ein Kleinod des Kaiserlich und Königlichen Ordens vom Weißen Adler. Seinen merkwürdigen Namen (seit wann gibt es Könige in Russland?) trägt dieser Orden, weil er eigentlich in Polen von August dem Starken gegründet, und erst im Jahr 1831 von Zar Nikolaus I. in das russische Ordenssystem integriert wurde. Das Besondere an diesem Stück ist die Tatsache, dass die Herstellung des Kleinods durch Meistermarken exakt auf die Jahre zwischen 1836 und 1841 datiert werden kann. Einem Telefonbieter war das 160.000 Euro wert (Schätzung: 40.000 Euro).
Das ist aber bei weitem nicht alles, was die Künker Sommer-Auktion zu bieten hatte. Gleich eine ganze Reihe von Sammlungen wurde aufgelöst – und die Preissteigerungen, die dabei erreicht wurden, waren mehr als bemerkenswert.
215: Sammlung Fried – Münzkunst des Mittelalters: Mühlhausen (Thüringen). Friedrich I., 1152-1190. Brakteat. Wahrscheinlich unediert. Vorzüglich. Schätzung: 1.500 Euro. Zuschlag: 11.000 Euro.
Beginnen wir mit der Sammlung Wolfgang Fried, Münzkunst des Mittelalters. Die fast 300 Stücke brachten rund das Anderthalbfache ihrer Schätzung. Und sobald eine Münze wegen ihrer Schönheit herausstach, stieg sie noch wesentlich höher. Ein bemerkenswertes Beispiel dafür ist ein wahrscheinlich unedierter Brakteat von Friedrich I. aus der Reichsmünzstätte Mühlhausen. Das vorzügliche Stück mit der hübschen Patina zeigte den König hoch zu Pferd vor einer Burg. Ein Liebhaber der mittelalterlichen Münzprägung war von dem Detailreichtum des Stückes so fasziniert, dass er bereit war, 11.000 Euro zu bieten (Schätzung: 1.500 Euro). Nicht ganz so hoch kletterte ein Brakteat Konrads des Großen von Wettin, Markgraf von Meißen. Darauf ist der Münzherr selbst abgebildet. Seine Rüstung, ein langes Kettenhemd, ist auf der Prägung klar zu erkennen (Schätzung: 1.500 / Zuschlag: 5.000 Euro).
304: Sammlung Adams – Friedensmedaillen: Großbritannien. Charles II., 1660-1685. Goldmedaille o. J. (1667), unsigniert von J. Roettiers auf den Frieden von Breda. Eimer 251. Von großer Seltenheit. Sehr schön bis vorzüglich. Schätzung: 6.000 Euro. Zuschlag: 24.000 Euro.
Die zweite Sammlung, die am ersten Tag der Auktion zur Versteigerung kam, war die Sammlung John W. Adams, Friedensmedaillen des 17. und 18. Jahrhunderts. Nur 79 Stücke umfasste sie, doch die hatten es in sich. Mit einem Zuschlag von 180.000 Euro betrug das Ergebnis für sie das Dreifache ihrer Schätzung – für Medaillen ungewöhnlich und wegweisend. Viele Sammler scheinen in letzter Zeit neu das Gebiet der Medaillen für sich zu entdecken. Gerade die großen, historisch bedeutenden Seltenheiten realisierten ein Vielfaches ihrer (eher konservativen) Taxen. So zum Beispiel eine Goldmedaille des englischen Königs Charles II. auf den Frieden von Breda, auf der die früheste offizielle Darstellung der Britannia zu sehen ist (Schätzung: 6.000 / Zuschlag: 24.000 Euro). Ein zweites Beispiel dafür, dass der Kreis der Medaillenfreunde zunimmt, ist die Silbermedaille auf den gleichen Anlass, die als Titelstück den Katalog 232 zierte. Das vorzügliche Stück war mit 1.500 Euro geschätzt, um mit 9.000 Euro den Besitzer zu wechseln.
1061: Polonica Reconciliata: Schlesien. Liegnitz-Brieg. Georg Rudolf, 1621-1653. Doppelter Reichstaler 1622, Liegnitz. Dav. A7725. Von großer Seltenheit. Vorzüglich. Schätzung: 20.000 Euro. Zuschlag: 34.000 Euro.
Noch eine dritte Sammlung wurde am gleichen Tag versteigert: Polonica Reconciliata – Raritäten aus Polen, Pommern und Schlesien. Hier waren schon die Schätzungen beachtlich gewesen. Die Taxen der 74 Stücke summierten sich auf mehr als eine halbe Million. Und diese Zahl wurde noch übertroffen: Der Zuschlag lag rund 25 % über der Schätzung. Große Überraschungen gab es eher nicht, aber dafür beachtliche Preise. So wurde ein sehr seltener und vorzüglicher doppelter Reichstaler des schlesischen Herzogtums Liegnitz-Brieg von 1622 mit 34.000 Euro verkauft (Taxe: 20.000 Euro).
1178: Münzen und Medaillen der Päpste: Clemens VII., 1523-1534. Ducato o. J. (1527), Rom. Muntoni 21. Von größter Seltenheit und großer historischer Bedeutung. Sehr schön. Schätzung: 10.000 Euro. Zuschlag: 26.000 Euro.
Die mit 914 Losen umfassendste Sammlung der Sommer-Auktion bestand aus Münzen und Medaillen des Vatikan, ein Gebiet, das momentan noch als Geheimtipp gelten darf. Denn trotz einiger Überraschungen – wieder im Bereich der Medaillen – blieb vieles günstig. Wer im unteren dreistelligen Bereich mitbot, hatte durchaus gute Chancen, das eine oder andere Stück zu ersteigern. Natürlich galt dies nicht für die großen Seltenheiten. Zur teuersten Münze der Sammlung wurde ein Ducato von Clemens VII., geprägt 1527, um die Truppen Kaiser Karls V., die im Sacco di Roma die Blüte der heiligen Stadt beendet hatten, auszuzahlen. Dieses historisch so hoch bedeutende Stück kletterte von seiner Schätzung mit 10.000 auf 26.000 Euro.
1770: Münzen und Medaillen der Päpste: Clemens XI., 1700-1721. Goldmedaille 1719 von E. Hamerani auf die Mission in Asien. Bartolotti 719. Von großer Seltenheit. Vorzüglich bis Stempelglanz. Schätzung: 4.000 Euro. Zuschlag: 21.000 Euro.
War dieses Ergebnis erwartet, kamen die hohen Ergebnisse für päpstliche Goldmedaillen völlig überraschend. Und es handelte sich sicher nicht um Einzelfälle: 1329 – Clemens VIII., Goldmedaille 1592 auf seine Wahl (ss; Schätzung: 3.000 / Zuschlag: 11.000 Euro); 1770 – Clemens XI., Goldmedaille 1719 auf die Mission in Asien (vz-FDC; Schätzung: 4.000 / Zuschlag: 21.000 Euro); 1910 – Clemens XIV., Goldmedaille auf seine Förderung der bildenden Künste (vz; Schätzung: 4.000 / Zuschlag: 19.000 Euro).
3907: Altdeutschland. Nürnberg. Goldabschlag zu 9 Dukaten von den Stempeln des Reichstalers 1721. Kellner – (zu 269). Von großer Seltenheit. Vorzüglich. Schätzung: 8.000 Euro. Zuschlag: 60.000 Euro.
Werfen wir noch einen Blick auf die Ergebnisse deutscher Münzen und Medaillen. Auch hier gab es einige beeindruckende Resultate. Die beiden teuersten Münzen waren eine echte Überraschung. Aus Nürnberg kam ein Goldabschlag zu 9 Dukaten von den Stempeln des Reichstalers 1721. Das fast vorzügliche Stück von großer Seltenheit war mit 8.000 Euro völlig unterschätzt. Es wurde mit 60.000 Euro zugeschlagen. Fast das gleiche Ergebnis mit 55.000 Euro brachte ein vorzügliches 6 Dukaten-Stück aus Regensburg mit der gleichen Schätzung. Ein späterer Goldabschlag aus Lübeck zu 10 Dukaten von den Stempeln des Talers von 1752 realisierte 38.000 Euro (Schätzung: 10.000 Euro). Und ein sehr schön bis vorzügliches 10 Dukaten-Stück aus Hamburg ohne Jahr (1606-1619) wurde mit 46.000 Euro zugeschlagen (Schätzung: 40.0000 Euro).
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589: Altdeutschland. Braunschweig. August der Ältere, 1633-1636, mit seinen Brüdern Friedrich von Celle und Georg von Calenberg. Reichstaler 1636, Zellerfeld. Dav. 6484. Äußerst selten. Vorzüglich. Schätzung: 4.000 Euro. Zuschlag: 22.000 Euro.
Beim Silber ging es etwas bescheidener zu, aber auch hier wurden einige fünfstellige Ergebnisse erzielt. So zum Beispiel 34.000 Euro für einen sehr schönen, uniken, dreifachen Reichstaler 1631 aus Königsberg / Brandenburg (Schätzung: 20.000 Euro). In der Abteilung Bayern überraschte ein doppelter Vereinstaler von 1865, geprägt unter Ludwig II. in nur 2.490 Exemplaren (Schätzung: 8.000 / Zuschlag: 26.000 Euro). Ein Braunschweiger Löser zu 5 Reichstalern von 1647, geprägt in Clausthal wechselte mit 30.000 Euro den Besitzer (Schätzung: 17.500 Euro). Und ein in vergleichbarer Erhaltung äußerst seltener Braunschweiger Reichstaler von 1636 aus Zellerfeld stieg von seiner bescheidenen Schätzung mit 4.000 Euro auf 22.000 Euro.
Schließen wir den numismatischen Teil dieses Nachberichts mit einem Pfennig ab, wie er 1887 in Dresden in nur 25 Exemplaren geprägt wurde. Der Hammer fiel für dieses stempelglänzende Stück bei 16.000 Euro (Schätzung: 10.000 Euro).
8674: Großbritannien. Hosenbandorden. Kleinod zum Schulterband. Schätzung: 10.000 Euro. Zuschlag: 36.000 Euro.
Katalog 235 der Sommer-Auktion umfasste eine große Sammlung von Orden und Ehrenzeichen. Hatte die Schätzung für die 1.121 Lose fast 800.000 Euro betragen, lag der Gesamtzuschlag bei 1,25 Millionen. Verantwortlich für dieses hohe Ergebnis waren vor allem die großen Seltenheiten. So lautete der Zuschlag für den umfangreichen Orden- und Urkundennachlass des „Pour le mérite“-Trägers Max Zunehmer 38.000 Euro (Taxe: 20.000 Euro). Das Kleinod zum Hosenbandorden wechselte mit 36.000 Euro den Besitzer (Taxe: 10.000 Euro), genauso wie der Orden zum Goldenen Vlies aus dem Besitz von Prinz Alfons von Bayern (Taxe: 10.000 Euro).
Alle Ergebnisse können Sie online einsehen.
Die Kataloge der Herbst-Auktion erhalten Sie bei Künker, Gutenbergstr. 23, 49 076 Osnabrück; Tel: 0541 / 96 20 20; Fax: 0541 / 96 20 222; oder über E-Mail.