Im Mai 2018 veranstaltete Sincona Auktion 46 und 47. Ein Stirnlocken-Vreneli wurde mit 130.000 CHF zugeschlagen, ein 10-facher Dukat aus Bern mit 190.000 CHF und ein Mohur des indischen Freidenkers Akbar mit 140.000 CHF.
Datum/Zeit
13.05.2018 - 15.05.2018
22:00
Veranstaltungsort
Testplatz Stuttgart
Kategorien
Auktionen 46 und 47
Raritäten aus der ganzen Welt in Zürich
Vom 14. bis 16.5.2018 hielt die Sincona AG in Zürich ihre Auktionen 46 und 47 ab. Auktion 46 war Goldgeprägen vorbehalten, in Auktion 47 wurden Schweizer und Weltprägungen angeboten. Nach dem letzten Gebot gab es noch einen ganz besonderen Abschluss.
Auktion 46: Gold aus aller Welt
Die Sincona-Auktion 46 befasste sich nur mit Gold und Gold fasziniert die Menschen seit je her.
Los 13: Australien, Sovereign 1861. Schätzpreis: 800 CHF / Erzielter Preis: 2.500 CHF (exkl. Aufgeld).
Bereits bei Australien zeigte sich, dass die Schätzpreise, vor allem bei seltenen und bei gut erhaltenen Stücken weit nach oben ausschlagen können. So überstiegen die Losnummern 11 bis 13 den Ausruf bereits um das drei- bis vierfache.
Los 72: Brandenburg-Preussen, Friedrich II. Goldmedaille zu 5 Dukaten 1742, zum Frieden von Breslau. Schätzpreis: 5.000 CHF / Erzielter Preis: 11.000 CHF (exkl. Aufgeld).
Das spezielle Kapitel mit dem Gold Friedrichs des Grossen konnte sich natürlich sehen lassen. Ganze 110 Lose umfasste diese Spezialsammlung, und viele Raritäten fanden glückliche neue Besitzer. Als Beispiel sei Los 72 erwähnt.
Los 442: Frankreich, Napoleon III. 100 Francs 1869 A (Paris). NGC MS65. Schätzpreis: 7.500 CHF / Erzielter Preis: 16.000 CHF (exkl. Aufgeld).
Bei Frankreich bewies die Losnummer 442, dass die besondere Erhaltung einer Münze weiterhin die Aufmerksamkeit der Käufer findet. Der betreffende 100 Francs 1869 aus der Münzstätte Paris ist eines der besterhaltenden Stücke überhaupt.
Los 513: Indien, Mughal Empire. Akbar I. Mohur, 45 Ilahi-Jahr (1599 n. Chr.). Von grösster Seltenheit. Schätzpreis: 20.000 CHF / Erzielter Preis: 140.000 CHF (exkl. Aufgeld).
Mit Spannung wurde die Versteigerung des indischen Mohurs aus dem Mughal Empire von Herrscher Akbar I. erwartet. Gleich vier Telefone waren notwendig, um die Kunden optimal betreuen zu können, und das Ergebnis von 168.000 CHF (inkl. Taxen) beweist die Bedeutung dieser Rarität.
Los 678: Japan, Tempo era. Oban o. J. (1838-1860). 165.3 g. Sehr selten und vorzüglich-FDC. Schätzpreis: 35.000 CHF / Erzielter Preis: 46.000 CHF (exkl. Aufgeld).
Die japanischen Goldgepräge erscheinen dem westlichen Sammler schon der Form wegen aussergewöhnlich, dass aber bei den Oban der Wert und die Signaturen des jeweiligen Herrschers mit Tusche aufgetragen wurden, machen sie umso spezieller. Vom, unter Los 678 angebotenen, Oban o. J. wurden nur gerade 1887 Exemplare geprägt. Das Bietergefecht war auch dementsprechend spannend.
Wie üblich findet sich am Schluss des Goldkatalogs die unterdessen weit herum bekannte Sincona-Gold-Auktion statt. Privatpersonen und Händler ersteigern Investitions- und Anlagegold zu attraktiven Konditionen, insbesondere ohne das übliche Aufgeld. Diese Tradition wird sicherlich weitergeführt.
Auktion 47: Schweiz und Weltgepräge
In der Sincona-Auktion 47, mit Geprägen aus aller Welt und aus der Schweiz, in Silber und anderen Legierungen, erlebten die Sammler und Händler interessante Einzelstücke aber auch spezielle Kapitel mit vielen aussergewöhnlichen Objekten.
Los 1336: Erzgebirge. Silbermedaille 1531 auf Erasmus von Rotterdam. Stempel von Hieronymus Magdeburger. Schätzpreis: 1.500 CHF / Erzielter Preis: 5.000 CHF (exkl. Aufgeld).
An vorderster Stelle muss die Sammlung „Erzgebirge“ erwähnt werden mit mehr als 115 Losen. Schaumünzen, hauptsächlich aus dem 16. Jahrhundert, wurden von diversen talentierten Silberschmieden gegossen und teilweise auch vergoldet, seltener geprägt. Herrscherportraits, Medaillen zur Reformation mit Bildnissen von Jan Hus und Luther, andere religiöse Medaillen, oftmals zum Tragen mit Anhängern versehen, entstanden während dieser Zeit. Gleich mehrere Händler und Sammler aus dem Ausland waren angereist, um die bestmöglichen Chancen für erfolgreiches Mitbieten zu haben. Natürlich ist es ein Argument, mittels den verschiedenen Internetplattformen mitzubieten; man spart sicher Geld, da die Reise- und Aufenthaltskosten wegfallen. Aber man hat halt doch besseren Überblick und kann noch notfallmässig reagieren, wenn man im Auktionssaal anwesend ist und den Puls der Versteigerung direkt spüren kann.
Los 1755: Frankreich, Lothringen. Robert de Lenoncourt, Taler 1551. Schätzpreis: 6.000 CHF / Erzielter Preis: 13.000 CHF (exkl. Aufgeld).
Auch in dieser Auktion war der Teil Frankreich besonders gross, wobei das Kapitel Lothringen besondere Aufmerksamkeit auf sich zog. Aus dem grossen Angebot von Talern, aber auch umfangreichen Serien von mittelalterlichen Denaren, Gros und kleineren Silbernominalen, sei nur hingewiesen auf den so seltenen Taler 1551 mit dem auffälligen Portrait von Robert de Lenoncourt.
Los 2020: Römisch Deutsches Reich, Rudolf II. (1576-1612). Doppeltaler 1607, Münzstätte Kuttenberg. Schätzpreis: 4.000 CHF / Erzielter Preis: 18.000 CHF (exkl. Aufgeld).
Die bedeutende Serie an Grosssilbermünzen und Medaillen des Römisch Deutschen Reichs war für die Liebhaber dieses Sammelgebietes nicht zu übersehen, wobei vor allem die attraktiven Stücke aus der Zeit Kaiser Rudolfs II. mit ihrer schönen, alten Patina auffielen. Stellvertretend dazu ist hier der sehr seltene Doppeltaler 1607 aus der Münzstätte Kuttenberg zu sehen.
Los 2624: Schweiz, Bern. 10 Dukaten 1681, Stsch. David Dick. Von grösster Seltenheit. Ex Sammlung Vogel (Auktion A. Hess Nachf. Fkft./Main, Okt. 1928, Los 5436). Schätzpreis: 100.000 CHF / Erzielter Preis: 190.000 CHF (exkl. Aufgeld).
Die Abteilung Schweiz wird bekanntlich von Sincona besonders gepflegt, und so verwundert es nicht, dass das Spitzenstück der Auktion, ein 10-Dukatenstück von 1681 aus Bern, mit hervorragendem Pedigree und bereits 100.000 CHF geschätzt, schlussendlich den Zuschlag beinahe verdoppelte.
Los 2624: Schweiz, Uri, Schwyz u. Nidwalden. Halbbatzen o. J. Bellinzona. Von grösster Seltenheit. Schätzpreis: 17.500 CHF / Erzielter Preis: 30.000 CHF (exkl. Aufgeld).
Die Gepräge der drei Schweizer Urkantone Uri, Schwyz und Nidwalden geniessen immer besondere Aufmerksamkeit, so auch dieses Mal. Besonders erwähnenswert ist sicherlich der Halbbatzen (Grosso) o. J. aus der Münzstätte Bellinzona (1. Hälfte des 16. Jahrhunderts). Das einzige bekannte Exemplar dieses Nominals wurde bereits hoch geschätzt und erzielte schlussendlich einen Rekord für eine solche Scheidemünze, nämlich 30.000 CHF.
Los 3322: Schweiz, Eidgenossenschaft. 20 Franken 1897 (mit Stirnlocke). Von grösster Seltenheit. Schätzpreis: 80.000 CHF / Erzielter Preis: 130.000 CHF (exkl. Aufgeld).
Auch eidgenössische Münzen faszinieren mit Schönheit und/oder Seltenheit die Sammlerwelt. Das berühmte „Vreneli“ mit Stirnlocke, die Probe von 1897, von der nur gerade 12 Exemplare geprägt wurden, zählt zu den klassischen Raritäten der Schweizer Numismatik. Der erzielte Preis spricht für die Bedeutung dieser Rarität.
Los 3438: Schweiz, Zug. Schützengesellschaft der Stadt Zug, Medaille 1827. Nur ca. 150 Exemplare geprägt. Schätzpreis: 1.500 CHF / Erzielter Preis: 1.700 CHF (exkl. Aufgeld).
Den Abschluss der Auktion machten die Schützenmedaillen der Schweiz, ebenfalls ein Sammelgebiet, das Sincona sehr pflegt und das unterdessen sogar internationale Aufmerksamkeit geniesst. Als ein Beispiel unter vielen sei an dieser Stelle nur erwähnt die so seltene Medaille 1827 der Schützengesellschaft von Zug. Es ist vermutlich die einzige Medaille mit der Stadtansicht dieser Stadt.
Am Ende der beiden Sincona-Auktionen gingen die Sammler und Saalbieter allerdings nicht nach Hause, denn es standen noch zwei Buchvernissagen von Mitarbeitern des Auktionshauses an. Unterdessen hatten sich auch Museumskuratoren und numismatisch interessierte Journalisten eingefunden. Mittels zweier PowerPoint-Präsentationen wurden den Anwesenden die beiden Werke gezeigt und erklärt.
Die Autoren der zwei neuen Bücher, Ruedi Kunzmann, Karl Weisenstein und Jürg Richter (v.l.n.r.).
Ruedi Kunzmann und Karl Weisenstein haben in jahrelanger Arbeit das berühmte Zürcher Probierbuch aufgearbeitet, welches die Goldschmiede- und Münzmeisterfamilie Stampfer während mehr als 130 Jahren für Zürich geführt haben. Ein riesiger Fundus an geldgeschichtlichen Erkenntnissen macht sich in diesem Buch auf.
Im Anschluss daran präsentierte Jürg Richter die zweite und stark erweiterte Auflage des Buchs über die Schützenmedaillen der Schweiz, das Standardwerk zu diesem Sammelgebiet. Besonders konnte der Autor auf all die neuen speziellen Kapitel hinweisen, die dem Sammler und dem Münzenhändler vieles erleichtern wird.
Mit einem guten Schluck Wein und diversen Häppchen fanden die Sincona-Frühjahrsauktionen auf diese spezielle Art einen würdigen Abschluss.
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