70. Auktion

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Phaleristische Sensationen, virtuose Handwerkskunst, bedeutende historische Dokumente und militärische Artefakte brachten exzellente Ergebnisse in der 70. Auktion von Hermann Historica. So erzielte ein Brief Napoleons 19.000 Euro und ein Flugzeug vom Typ Messerschmitt Bf 109 150.000 Euro.

Datum/Zeit
27.04.2015 - 11.05.2015
22:00

Veranstaltungsort
Testplatz Stuttgart

Kategorien


70. Auktion

Exzellente Ergebnisse bei der Frühjahrsauktion von Hermann Historica

Exzellente Ergebnisse, teils mit einer Vervielfachung der Taxe, konnten für Lose in allen Themengebieten der Hermann Historica oHG – Antiken, Alte Waffen, Kunsthandwerk, Jagdliches, Orden sowie historische und militärgeschichtliche Objekte erzielt werden. Insgesamt kamen rund 6.000 Sammlungsstücke in der Frühjahrsauktion vom 28. April bis 12. Mai 2015 zum Aufruf.

Antiken
Ungebrochen ist seit Jahren das Interesse an frühen und gut erhaltenen Bronzehelmen von denen auch wieder wahre Raritäten im Kapitel der Antiken verzeichnet waren.

Römischer Bronzehelm Typ Hagenau, erste Hälfte erstes Jahrhundert. Zuschlag: 30.000 Euro.

So präsentierte sich ein überaus seltener frühkaiserzeitlicher römischer Bronzehelm des Typus Hagenau, entstanden im zweiten bis frühen ersten Jahrhundert vor Christus, in ausgezeichnetem Zustand. Die halbkugelige Kalotte bestach mit fabelhafter metallischer Substanz und war mit dem charakteristischen pilzförmigen Knauf und dem leicht nach unten geneigten Nackenschutz komplett aus einem Stück getrieben. Der Helm, aufgerufen mit 25.000 Euro und zugeschlagen für 30.000 Euro, gereicht selbst den anspruchsvollsten Sammlungen zur Ehre. Aus Griechenland und etwas früheren Datums, aus dem fünften bis frühen vierten Jahrhundert vor Christus, fand auch ein Illyrischer Helm mit seiner charakteristischen, schweren Bronzekalotte mit umlaufender gepunzter Randborte im Fachpublikum große Aufmerksamkeit. Kaum angezeigt für 6.500 Euro, konnte er schon mit 13.500 Euro mehr als das Doppelte seiner Taxe erzielen.

Marmorskulptur eines Knaben, römisch, erstes bis zweites Jahrhundert. Zuschlag: 20.000 Euro.

Wunderbare Beispiele der Gestaltungsfertigkeit antiker Künstler offenbarten sich in frühen Skulpturen, wie der römischen Marmorskulptur eines überaus fein gearbeiteten Knabentorsos mit weich fließenden Locken aus dem ersten bis zweiten Jahrhundert nach Christus, zugeschlagen zu seinem Startpreis von 20.000 Euro.

Vier verzierte Goldblechscheiben, Mittlere Bronzezeit. Zuschlag: 16.000 Euro.

Ebenso begeisterten früheste Gold- und Silberschmiedearbeiten, wie vier verzierte Goldblechscheiben aus dem 15. bis 14. Jahrhundert vor Christus, die nicht feiner hätten gearbeitet sein können. Das gut erhaltene Ensemble bronzezeitlicher Kultobjekte war mit komplexer, oft als Sonnensymbolik gedeuteter Ornamentik, vergleichbar der „Sonnenscheibe von Moordorf“, dekoriert; wurde mit 7.500 Euro aufgerufen und für 16.000 Euro versteigert.

Alte Waffen und Kunsthandwerk
Traditionsgemäß wurde der Katalog der Alten Waffen mit Jagdlichem, Kunsthandwerk und raren Wunderkammerobjekten eröffnet.

Maximilianischer Helm für einen Riefelharnisch, süddeutsch um 1530. Zuschlag: 30.000 Euro.

Besondere Sammlungstücke fanden sich unter den Alten Waffen. So ein augenfällig schöner, maximilianischer Helm für einen Riefelharnisch, der um 1530 in Süddeutschland gefertigt wurde. Die einteilig geschlagene Kalotte mit originaler Belederung, zeigte die für diesen Typus so charakteristische durchgehende flache Riefelung. Der zugehörige große Kragen war dreifach geschoben, ebenfalls geriefelt, an den Rändern gebördelt und fein geschnürlt. Seit 1934 dokumentiert für die Sammlung Konsul a.D. Hans C. Leiden, Köln, bereichert dieses wunderbare Belegstück für plattnerische Kunstfertigkeit zu seiner Taxe von 30.000 Euro nun eine neue Kollektion.

Trabharnisch, deutsch, 1550/1570 mit schwerer Kampf-Sturmhaube. Zuschlag: 24.000 Euro.

Begeistern in seiner Anmutung konnte auch ein deutscher Trabharnisch von 1550/1570. Die in allen Teilen vollständige Rüstung, inklusive schwerer Kampf-Sturmhaube mit hohem, geschnürltem Kamm sowie dem seltenen feststellbaren Naseneisen, war zur Gewährleistung der Beweglichkeit an den Gelenken vielfach geschoben gearbeitet, wurde mit 9.000 Euro aufgerufen und für 24.000 Euro versteigert. Nicht minder interessant war ein süddeutscher, vermutlich in Augsburg geschmiedeter, gemäß seiner Funktion sehr schwerer Turnierhelm von 1580 mit einer Taxe von 12.000 Euro, versteigert für 12.500 Euro; ebenso wie ein Paar gotischer Panzerhandschuhe, deutsch um 1470/80. Das extrem seltene Paar Hentzen in vollständigem, gut erhaltenem Originalzustand, wie es in dieser Qualität kaum noch auf dem Markt zu finden ist, war zuvor für 7.000 Euro aufgerufen worden.

Asien, Orient und Afrika
Überzeugend in Qualität und Vielfalt war auch wieder das Angebot an Losen aus Afrika, dem osmanischen Reich, Indien sowie Japan und China. Beispielhaft sei auf Waffen des Osmanischen Reiches näher eingegangen. Sie erfreuen sich, ob der kostbaren Materialien in aufwendigster Verarbeitung, als Sammelgebiet eines stetig wachsenden Interesses.

Silbermontierte und korallenbesetzte Prunk-Qama, Georgien, 1812. Zuschlag: 11.500 Euro.

Ein wunderbares Beispiel für die Attraktivität dieser Objekte, zeigte sich in einem korallenbesetzten und silbermontierten Prunk-Kurzschwert mit Vollsilberscheide aus Georgien, datiert 1812. Mindestens 4.000 Euro musste es einem Bieter wert sein, 11.500 Euro wurde am Ende hierfür aufgebracht. Mit nicht minder großem Aufwand war das auf 1806 datierte, silbermontierte Luxus-Miqueletgewehr von einem balkantürkischen Büchsenmacher gefertigt worden. Mit 6.500 Euro im Aufruf und für 8.500 Euro verkauft, belegten Goldeinlagen, teils graviert, das eiserne Miqueletschloss mit reichem, goldeingelegtem Dekor versehen und der Kolben mit Kreisbändern, Blüten und Blattranken verziert, den hohen Anspruch dieser Arbeit.
 
Historische und militärgeschichtliche Objekte
Im Kapitel Militär und Historie fanden sich wieder geschichtlich hochbedeutende Sammlungsstücke aus aller Welt. So ein Beleg der Strategien der napoleonischen Zeit, ein Brief von Napoleon I. (1769 – 1821) an einen seiner engsten Vertrauten, General Bertrand (1773 – 1844) aus dem Jahr 1809. In Schönbrunn zwischen den Schlachten von Aspern, Essling (21./22.5.1809) und der Schlacht von Wagram (5./6.7.1809) diktiert und eigenhändig unterzeichnet, verfügte Napoleon I. darin Maßnahmen zur Vorbereitung des Angriffs auf die Brücke von Pressburg und die Einnahme der Stadt. Diese scheiterte jedoch nach einer einmonatigen Belagerung. Im Aufruf mit 1.500 Euro, wurde der sehr interessante Brief unter reger Beteiligung binnen weniger Minuten auf beachtliche 19.000 Euro hochgesteigert.

Prunkvoller königlich-bayerischer Ehrensäbel verliehen für Tapferkeit. Zuschlag: 17.000 Euro.

Aus deutschen Staaten überzeugte ein unzweifelhaft museales Stück, ein prunkvoller königlich-bayerischer Ehrensäbel für Tapferkeit aus der Regierungszeit König Max I. Joseph (1806 – 1825), der beidseitig mit Trophäen auf gebläutem Grund und geätztem, vergoldetem Laubwerk verziert war. Das vergoldete Messingbügelgefäß des in Solingen gefertigten Säbels, war mit Medusenhaupt und Laubwerk reich reliefiert, die Parierstange mit dem Profil König Max I. Josephs zwischen Lorbeerzweigen sowie mit dem bekrönten bayerischen Löwen mit Schwert und Wappenschild belegt. Für 17.000 Euro, bei einem Startpreis von 15.000 Euro, wurde die außergewöhnlich hochkarätige Auszeichnung, in der Exklusivität einzig der Generalsebene vorbehalten, verkauft.

Aus der jüngeren deutschen Militärgeschichte und imposanter Beleg der Vielfalt des Angebotes des Hauses, konnte mit einer fachmännisch restaurierten Messerschmitt Bf 109 das größte und zugleich teuerste Objekt der 70. Auktion zur Versteigerung aufgerufen werden. Das einsitzige Jagdflugzeug, hier in statischer Ausführung, war in den frühen Dreißigerjahren unter der Leitung von Willy Messerschmitt für die Bayerischen Flugzeugwerke entworfen worden, erfuhr im darauffolgenden Jahrzehnt wiederholt Modifikationen und wurde über diesen Zeitraum hinweg in ständig wechselnden Konfigurationen gebaut. Mitte der 1990er Jahre auf eine private Initiative hin geborgen, wurde diese nun zu ihrer Taxe von 150.000 Euro versteigerte Messerschmitt von einem Team von Flugzeugrestauratoren fachlich genauestens analysiert und ab 2007 wieder aufgebaut.

Helm für Mannschaften der Leibgarde Kürassier-Reg., Russland 1910. Zuschlag: 18.500 Euro.

Nur zwei Jahre währte die Regierungszeit Katharina I. (1684 – 1727), die nach dem Tod ihres Gatten Zar Peter des Großen bis zu ihrem eigenen Ableben die Herrschaft über Russland innehatte. Dementsprechend war ein bedeutender prunkvoller Degen für russische Offiziere der Garde Infanterie mit einer Klinge aus dieser Zeit ein absolutes Rarissimum. Einem Sammler musste dies schon im Aufruf 25.000 Euro wert sein, schnell erzielte der Degen dann sogar 29.000 Euro. Eine Schaschka M 1909 für Offiziere der russischen Dragoner überraschte mit einer schweren japanischen Beuteklinge mit vergoldeter Kupferhabaki, die terzseitig tief geschnitzte japanische Schriftzüge zeigt. Belegt mit einem für Tapferkeit verliehenem St. Anna-Orden, wurde die sehr seltene Schaschka für 18.500 Euro, Startpreis 14.500 Euro, versteigert. Den gleichen Zuschlag, ausgehend von einer von Taxe von 15.000 Euro, erreichte ein repräsentativer, mit versilbertem Adler bekrönter Helm für Mannschaften der Leibgarde S.K.M. Kürassier-Regiment Russland von 1910.

Orden und Ehrenzeichen
Erstklassige Belegstücke der zaristischen Zeit ließen auch unter den Orden und Ehrenzeichen die Stimmung im Auktionssaal flirren. Kaum aufgerufen, entbrannte um die Glanzstücke dieses Kapitels vor Ort, an den Telefonen und im Web ein minutenlanger Schlagabtausch der Gebote. So kam hier mit dem aus Gold, Silber und Emaille um 1910 gearbeiteten St. Stanislaus-Orden, Garnitur der 1. Klasse mit Schwertern, eines der Highlights unter den Ordens-Offerten zur Auktion. 26.000 Euro erzielte dieses Aufsehen erregende Stück bei einem Startpreis von 14.000 Euro. Ganz unter dem Zeichen des russischen Doppeladlers standen auch weitere Topzuschläge, wie 22.000 Euro, Rufpreis 4.000 Euro, für einen dekorativen, feinst emaillierten goldenen St. Wladimir-Orden, ein Prachtexemplar, welches von den begabten Händen des Julius Keibel um 1870 in St. Petersburg gefertigt wurde, und 12.000 Euro für den Orden des Heiligen und Siegreichen Großmärtyrers Georg von 1916, der mit 5.000 Euro aufgerufen worden war.

Orden pour la Vertu Militaire 1769 und Portraitminiatur – F.C. von Jungkenn. Zuschlag: 40.000 Euro.

„Seit Jahren sind die Preise für hochqualitative, ausgewählte Stücke im Ordensbereich auf erfreulich hohem Niveau stabil“, resümiert Sascha Zimmermann, Abteilungsleiter ‚Orden und Ehrenzeichen‘ der Hermann Historica den erfolgreichen Verlauf der Ordens-Auktion. „Zu dem war es uns eine besondere Freude, auch in der jetzigen Frühjahrsauktion unseren Kunden wieder phaleristische Sensationen präsentieren zu können, die nicht nur in Seltenheit und Qualität, sondern auch durch belegbare Provenienz überzeugen konnten.“ Ganz unter diesen Vorzeichen stand auch die Versteigerung des museal zu nennenden Orden Pour la Vertu Militaire von 1769, taxiert auf 10.000 Euro. Einzig für die Eremitage in St. Petersburg war ein weiteres Exemplar in diesem Zustand belegt. Von höchster Qualität, in exzellenter Erhaltung und mit komplett belegter Verleihungs- und Besitzhistorie bereichert das Ordenskreuz aus Hessen-Kassel nebst Portraitminiatur des Trägers nun für 40.000 Euro eine neue Sammlung.
 
Schusswaffen aus fünf Jahrhunderten
Singuläre Stücke von sensationeller Seltenheit, wie eine spätgotische Steinbüchse aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, kamen im Kapitel der antiken Schusswaffen zur Versteigerung und begeisterten das Publikum. Moderat mit einer Taxe von 8.000 Euro angeboten, konnte das einteilig gegossene eiserne Geschütz zu eben diesem Betrag zugeschlagen werden. Einige Dekaden später, um 1580/90, wurde der sehr qualitätsvolle Radschlosspuffer für Mannschaften der kursächsischen Leibtrabanten gefertigt. Reich verziert mit Einlagen aus feinst graviertem Bein, fand der ebenso schöne wie unberührte Puffer aus den Beständen der Dresdner Rüstkammer mit einem Rufpreis von 12.000 Euro bei 14.500 Euro einen neuen Besitzer.

Ein Paar Luxus-Perkussionspistolen, Lebeda in Prag um 1840/50. Zuschlag: 18.000 Euro.

Nicht unbeachtet blieben auch weitere Sammlerträume aus den Händen begabtester Büchsenmacher, wie eine österreichische Luxus-Radschlossbüchse um 1650 vom „Meister der Tierkopfranke“, Startpreis 12.500 Euro mit Zuschlag 13.500 Euro, eine schwere Luxus-Perkussions-Scheibenbüchse um 1840 von Moritz in Leipzig, die zu ihrer Taxe 25.000 zugeschlagen wurde oder ein hochwertiges Paar Luxus-Perkussionspistolen von 1840/50 aus der berühmten Werkstatt Lebeda in Prag, welches im Aufruf für 7.500 Euro sehr schöne 18.000 Euro erzielte.
 
Alle genannten Preise sind Nettopreise und verstehen sich zuzüglich 23 Prozent Aufgeld.
 
Alle Ergebnisse der Auktion finden Sie hier auf der Seite von Hermann Historica.