Auktion 154: Numismatische Raritäten mit Sammlung Pollak

[bsa_pro_ad_space id=4]

Jede Menge Raritäten waren im Auktionskatalog 154 des Auktionshauses Numismatik Lanz versteckt. Und die Sammler fanden sie. Und natürlich waren sie bereit, dafür etwas mehr auszugeben.

Datum/Zeit
10.06.2012 - 11.06.2012
22:00

Veranstaltungsort
Testplatz Stuttgart

Kategorien


Auktion 154: Numismatische Raritäten mit Sammlung Pollak

Der Sammler im Mittelpunkt

Es gibt Auktionen, da kann der durchschnittliche Sammler nur die schönen Bilder bewundern. Und dann gibt es Auktionen, da kann man mitmachen und die eine oder andere Seltenheit für die eigene Sammlung erwerben. Das Auktionshaus Lanz stellt bewusst den Sammler in den Mittelpunkt. Mit seinem Ausruf bei 60 % erlaubt es dem Auktionsteilnehmer, ein überraschendes Schnäppchen zu machen. Dass die Preise für Seltenheiten trotzdem in die Höhe schnellten, überrascht nicht. Erfahrene Sammler wissen eben, wie selten ein Stück ist.

So schnellten die besonders seltenen Münzen in allen Abteilungen nach oben. Hier stellvertretend ein paar Beispiele aus dem Bereich der griechischen Münzen. Die sehr seltene und fast vorzügliche Großbronze aus Kentoripe brachte 2.950 Euro (1.500 EUR). Der vorzügliche Diobol aus Aeneia mit dem archaischen Männerkopf kletterte von 420 EUR Ausruf auf 2.400 EUR Zuschlag. Prozentual noch höher stieg eine unauffällige Bronze aus Sparta, die 1952 für 18 Schillinge gekauft worden war. Man begann mit 210 EUR und endete bei 1.600 EUR. Ein ähnliches Schicksal erfuhr eine vorzügliche frühe Elektrontrite nach milesischem Standard mit einem Zuschlag von 3.500 EUR (500 EUR), eine fast vorzügliche Elektronhekte, eindeutig Milet zugeschrieben (300 EUR / 3.000 EUR) und eine vorzügliche lydo-milesische Trite mit frontalem Pantherkopf (1.000 EUR / 3.600 EUR).

Nr. 144: GRIECHISCHE MÜNZEN. Kyzikos (Mysien). EL-Stater, ca. 500-450. Von Fritze Nr. 112, Tf. III, 31. Selten. Prachtexemplar. Taxe: 50.000 EUR / Zuschlag: 54.000 EUR.

Das teuerste Stücke der Griechen und der ganzen Auktion wurde ein Prachtexemplar von einem kyzikenischen Elektronstater. Er war mit 50.000 EUR ausgerufen worden und wurde mit 54.000 EUR zugeschlagen.

Bei den Römern bot sich ein ähnliches Bild. Der überaus seltene Legionsdenar des Marcus Antonius war bereits mit stolzen 5.000 EUR geschätzt gewesen. Nun steigerte er sich noch einmal auf 6.250 EUR. Seltenheit und Qualität trafen sich in einem Denar des Augustus in Verbindung mit den Saecularspielen. Das perfekt zentrierte, vorzügliche Stück mit der Kappe des Flamen dialis und zwei Schilden der Salii brachte 6.500 EUR (3.000 EUR).
Kenner werden es keinesfalls überraschend finden, aber die Prägungen der Severer aus Alexandria stellten sich alle als eindeutig unterschätzt heraus. Eine sehr seltene, aber nicht besonders attraktive Tetradrachme des Septimius Severus mit den beiden Knaben auf der Rückseite brachte zum Beispiel statt der geschätzten 200 EUR 1.300 EUR und eine Tetradrachme der Iulia Domna 1.600 EUR (300 EUR).
Überraschend dagegen waren die Resultate für zwei seltene Siliquen, einmal des Constantin I. in fast Stempelglanz (2.000 EUR / 4.500 EUR) und einmal des Constantius II. als Caesar in fast vorzüglich (300 EUR / 2.200 EUR).

Nr. 518: RÖMISCHE MÜNZEN. Constantius II. (337-361). Goldmedaillon zu 2 Solidi, 353, Arelate. RIC 225. Äußerst selten. Henkelspur auf der Vorderseite. Vorzügliches Prachtexemplar. Taxe: 20.000 Euro / Zuschlag: 21.000 EUR.

Gar keine Überraschung war der Preis, den das Goldmedaillon im Gewicht zu zwei Solidi des Constantius II. als Caesar erzielte. Seine großartige Provenienz – es wurde von Karl Pollak am 26. Mai 1956 bei einem Grazer Juwelier für 1.100 Schilling erworben – und seine perfekte Erhaltung rechtfertigten seine Schätzung mit 20.000 EUR. Der Käufer erhielt den Zuschlag mit 21.000 EUR.

Auch bei den Byzantinern schätzten die Kenner das Seltene, möglichst in guter Erhaltung. Ein Solidus der Irene zum Beispiel, ein perfekt zentriertes Prachtexemplar und unedierte Stempelvariante, endete bei 12.000 EUR statt der geschätzten 8.000. Doch auch die Seltenheit allein wussten die erfahrenen Sammler zu würdigen. So brachte ein sehr seltener Tremissis des Iustinianus II. mit einem Kratzer 1.600 EUR (1.000 EUR).

Der zweite Teil der Auktion war der Sammlung Karl Pollak gewidmet. Es handelte sich um ein bemerkenswertes Ensemble, bei dem für fast alle Stücke der Preis und das Ankaufsdatum, meist auch die Quelle bekannt waren. Es war darüber hinaus eine typische Sammlung, wie sie vor dem Münzboom der 70er Jahre zusammengetragen wurde: Die Erhaltung der Stücke war dem Sammler bei weitem nicht so wichtig wie ihre Seltenheit. Und die Auktion zeigte, dass es auch heute noch viele Sammler gibt, die sich nicht vom Erhaltungsfetischismus haben anstecken lassen. Vor allem bei den Münzen der Habsburger und Österreichs ging kaum ein Stück zurück. Einzelne Beispiele stiegen auf mehr als das Doppelte ihrer Schätzung. So ein fast vorzüglicher Taler Leopolds I. von 1691 aus Kremnitz (gekauft 1954 für 25 Schilling / 500 EUR / 1.010 EUR), ein stempelglänzender Taler Josephs I. von 1706 aus Graz (gekauft 1939 für 6 Reichsmark / 800 EUR / 1.800 EUR) und ein Vierteldukat Josephs I. in fast Stempelglanz von 1711 aus Kremnitz (gekauft 1953 für 120 Schillinge / 1.000 EUR / 3.600 EUR).
Schwerpunkt der Sammlung war das 19. Jahrhundert. Hier fanden sich einige Seltenheiten in herausragenden Erhaltungen wie zum Beispiel ein 4-Dukaten-Stück Franz Josephs I. von 1865 aus Wien (gekauft 1956 für 500 Schillinge / 2.500 EUR / 7.250 EUR).

Nr. 1012: NEUFÜRSTEN. Eggenberg. Johann Ulrich (1623-1634). Taler 1629, Prag. Dav. 3382. Sammlerpunze im Rand. Sehr selten. Fast Stempelglanz. Erworben im Dorotheum am 3. Dezember 1956 für 700 Schillinge. Taxe: 9.000 EUR / Zuschlag: 13.000 EUR.

Ein ganz besonderes Prunkstück von Karl Pollak war der 1956 im Dorotheum erworbene Taler des Johann Ulrich von Eggenberg, geprägt 1629 in Prag. Damals hatte der Käufer 700 Schillinge gezahlt. Geschätzt war das Los mit 9.000 EUR, zugeschlagen wurde es mit 13.000.

Wie zu erwarten gab es großes Interesse für die Münzen des Deutschen Kaiserreichs aus der Sammlung Pollak. Hier wurde die teuerste ein 10-Mark-Stück Heinrichs XIV. von Reuss (jüngere Linie) in Stempelglanz, geprägt 1882 in Berlin (20.000 EUR / 22.000 EUR).

Einige Überraschungen gab es dagegen in der Abteilung Ausland. Auch hier versteckten sich Stücke aus der Sammlung Pollak, einige von ihnen eindeutig unterschätzt. So ein halber Ecu Ludwigs XIV. von 1792 aus Straßburg in fast Stempelglanz. Von seiner Schätzung mit 500 EUR stieg er auf 9.500 EUR.

Nr. 1160: ITALIEN. Castiglione de’ Gatti. Hercules und Cornelius Pepoli (1700-1703). Scudo d?oro o. J. (1700). CNI 1. Sehr selten. Sehr schön. Taxe: 5.000 EUR / Zuschlag 13.000 EUR.

Nicht aus der Sammlung Pollak und trotzdem unterschätzt war ein sehr schöner Scudo d’oro ohne Jahr (1700) des Hercules und des Cornelius Pepoli aus ihrer Herrschaft Castiglione de’ Gatti. Das sehr seltene Stück war mit 5.000 EUR taxiert, wurde aber erst mit 13.000 EUR zugeschlagen.
Noch extremer war das Ergebnis eines russischen 1 1/2 Rubel Stücks von 1839 aus Sankt Petersburg. Die vorzügliche Gedenkmünze auf die Einweihung des Borodino-Denkmals kletterte von 3.000 EUR auf 16.000 EUR.
Sehr genau geschätzt hatte man dagegen bei den Proben zu den russischen Kursmünzen von 1956. Sie waren einheitlich mit 7.000 EUR taxiert gewesen, die Zuschläge bewegten sich zwischen 7.500 und 9.500 EUR.

Die Auktion endete mit einer schönen Partie von Münzen des Vatikan, ebenfalls aus der Sammlung Pollak. Das Spitzenstück wurde hier eine Piastra von 1634, geprägt unter Urban VIII., die 1952 für 150 Schilling in die Sammlung wanderte. Heute musste der neue Besitzer mehr bezahlen. Das geglättete Stück mit Henkelspur und lediglich sehr schön begann mit dem Ausruf von 240 EUR, um 2.800 EUR zu enden.

Alle Ergebnisse finden Sie im Internet unter http://www.sixbid.com/nav.php?p=viewsale&sid=609
Die nächste Auktion ist für Mitte Dezember geplant.