TRAIANUS – OPTIMUS PRINCEPS, DACICVS

Es sind nicht viele Exemplare jener Serie von Medaillons erhalten geblieben, die Traian anlässlich seines Sieges über die Daker prägen ließ. Peter Mittag kennt in seiner wegweisenden Studie (Peter Franz Mittag, Römische Medaillons. Caesar bis Hadrian. Franz Steiner Verlag, Stuttgart, 2010) nur drei Rückseitenstempel. Der erste Stempel ist mit zwei Bronzemedaillons nachgewiesen, in Silber existieren insgesamt vier Stücke aus zwei Stempeln. Nun kommt für die Silbermedaillons ein weiteres Stück aus einem bisher unbekannten, vierten Stempel dazu.

Traian. Medaillon, 106-107, Rom. Vs. IMP CAES NERVAE TRAIANO AVG GER DAC P M TR P COS V PP Büste mit Lorbeerkranz und Aegis auf l. Schulter n. r. Rv. ADVENTVS AVG / SPQR OPTIMO PRINCIPI Traian in Militärtracht reitet mit Lanze n. r., davor weibliche Gottheit (Felicitas?) mit Füllhorn und Caduceus(?), dahinter behelmter, nackter Mars mit Lanze und Rundschild, im Hintergrund zwei Soldaten. RIC -. C. 1var. Strack 118var. BMC 257var. MIR 259var. Mittag S. 138 Tra 6. Seit 1970er Jahren in Schweizer Privatsammlung, danach 1984 erworben. Unikum. Zarte Tönung, Vs und Rs winzige Kratzer, fast vorzüglich. Taxe: 150.000 Euro. Aus Auktion Gorny & Mosch 224 (13. Oktober 2014), Nr. 511.

Dies ist von großem numismatischen Interesse. Wir können damit vier Medaillon-Stempel einem einzigen Anlass zuweisen. Auch wenn bis heute umstritten ist, wie groß die tatsächliche Haltbarkeit eines Prägestempels war, dürfen wir davon ausgehen, dass aus diesen vier Stempeln mindestens 4.000 Medaillons produziert wurden.
Das ist insofern von Bedeutung, als bis heute diskutiert wird, zu welchem Zweck die Medaillons hergestellt wurden. Literarische Überlieferung besitzen wir darüber nicht. Es hat sich unter Numismatikern durchgesetzt, die Medaillons als kaiserliche Geschenke im feierlichen Rahmen für einen ausgewählten Personenkreis zu begreifen. Aber wer gehörte zu diesem Kreis? Die engsten Freunde des Herrschers, die ihn überall hin begleiteten und berieten? Die oberste Heeresleitung? Alle Offiziere?
Der neue Stempel hilft uns bei der Beantwortung dieser Frage: Wenn zu einem einzigen Anlass gleichzeitig mit mindestens vier Stempeln geprägt wurde, darf man davon ausgehen, dass der Kreis der Empfänger nicht allzu klein war.

Porträt des Traian. British Museum / London. Foto: UK.

Dies passt auch in den historischen Zusammenhang. Traian war daran gelegen, möglichst viele Angehörige der Führungsschicht durch dieses kaiserliche Geschenk an seinen großen Sieg über die Daker zu erinnern. Schließlich stammte Traian nicht aus einer bedeutenden stadtrömischen Familie. Er verdankte seinen Rang einzig seinen militärischen Erfolgen. Und die galt es, seiner Zielgruppe immer wieder vor Augen zu führen:

In den Jahren 98/99 reiste Traian in den Norden, um die Grenze zu sichern. Dazu gehörte eine Revision aller mit Klientelkönigen geschlossenen Verträge, und der Vertrag, den Domitian mit Decebalus verhandelt hatte, erschien Traian eindeutig zu kostspielig wegen der hohen Subsidien, die Domitian zugestanden hatte. Traian verhandelte. Doch Decebalus sah keinen Grund, den Vertrag abzuändern.
Irgendwann zu Beginn des Jahres 100 muss Traian den Entschluss gefasst haben, den Vertrag mit anderen Mitteln zu revidieren. Natürlich brauchte man dafür eine bessere Ausrede, doch kleinere Grenzverletzungen gab es immer. Die wurden nun zum Kriegsgrund gemacht.
Traian zog sieben volle Legionen, dazu größere Abteilungen von weiteren drei Legionen, kleinere Abteilungen aus Britannien und dem Osten, zahlreiche Hilfstruppen und große Teile der Donauflotte zusammen. Damit verfügte er über das größte Heer, das Rom jemals in einen Krieg geschickt hatte. Traian selbst reiste an die Front, um dieses Heer zu führen. Er tat es effektiv. Auch wenn Decebalus ein ernst zu nehmender Gegner war, dem es sogar gelang, den Krieg in die römische Provinz zu tragen, blieb Traian am Ende der Sieger. Decebalus warf sich persönlich vor ihm zu Boden und bat um Frieden. Traian gewährte ihn. Decebalus wurde in seinem Königtum belassen, musste aber harte Bedingungen akzeptieren: Die Daker gaben Festungen und Waffen ab. Ihre Außenpolitik sollten sie fortan mit Rom abstimmen. Dazu blieben Teile Dakiens unter römischer Verwaltung. Ein großer Sieg für die Römer. Traian nahm den Siegesnamen Dacicus an und feierte einen Triumph.
In Rom rechnete niemand damit, dass ein so unbedeutender Klientelkönig wie Decebalus mit dem Ausgang der Ereignisse vielleicht nicht zufrieden sein könnte. Doch der versuchte, unter den Nachbarvölkern eine Koalition gegen Rom zu schmieden. Sogar mit den Parthern nahm Decebalus Kontakt auf. Natürlich blieb das in Rom nicht unbemerkt.

Tod des Decebalus. Detail der Traianssäule nach Conrad Cichorius (1863-1932), Tf. XVI. / Wikipedia.

So entschied sich Traian für einen zweiten Dakerkrieg. Decebalus hatte keine Chance. Traian eroberte dessen Hauptstadt Sarmizegetusa und bemächtigte sich dessen Staatsschatz, während der besiegte Daker Selbstmord beging.
Nach diesem Sieg reiste Traian nicht sofort nach Rom zurück. Im Gegenteil, er organisierte die Umwandlung des reichen Bergwerksgebietes in eine Provinz. Der Triumph wurde erst im Sommer des Jahres 107 n. Chr. gefeiert.

Zu diesem Anlass wird das Medaillon geprägt und verteilt worden sein, das derzeit bei Gorny & Mosch in Auktion 224 angeboten wird, die am 13. Oktober 2014 stattfindet. Die Schätzung dieses historisch und numismatisch so interessanten Stücks beträgt 150.000 Euro.

Den Auktionskatalog finden Sie auf der Seite von Gorny & Mosch.